Der zweite Tag der Tour sollte die Vorbereitung auf die Königin der Pässe - das Stilfserjoch - werden. Die Wettervorhersage war allerdings alles andere als verheißungsvoll. Flehende Blicke zum Himmel halfen trotzdem nichts: Wir versuchten die Auffahrt zum Umbrailpass (2505 m) trocken zu schaffen. Also war ein rascher Aufbruch angesagt.
Von Mals ist es nur ein Katzensprung wieder zurück nach Santa Maria, denn dort beginnt die Via d'Umbrail. Der wolkenverhangene Himmel und der erste leichte Sprühnebel ließen nichts Gutes erahnen. Conny hatte uns vor der Abfahrt ein Briefing gegeben, wie wir die Kehren anfahren und auf was wir achten sollten. Ich war schon gespannt, was uns erwarten würde.
In Santa Maria bogen wir links auf die Via d'Umbrail ab. Vier sanfte Kehren stimmten uns noch nicht auf das ein, was kommen sollte. Ich fühlte mich wohl, die Straße war zwar stellenweise feucht vom Regen der Nacht, aber der Straßenbelag war super. Die ersten Kehren waren aus jener Kategorie, die ich bisher schon oft gefahren bin. Dann folgte die erste engere Rechtskehre mit einem anschließenden ordentlichen Anstieg. Mit der richtigen Technik und richtiger Blickführung war das gut zu schaffen. Also nichts, wovor man sich fürchten müsste. Zwischendurch hielten wir am Berg an, wobei Conny alle abfragte, wie es jeder mit den Kurven, Kehren und Anstiegen ging. Uns ging es gut, einmal daran gewöhnt, verlief die Auffahrt wie geschmiert.
Der Umbrailpass ist landschaftlich sehr reizvoll durch Plateaus. Dieser Umstand lässt einen die Auffahrt genießen, weil man nicht ständig damit beschäftigt ist, sich auf zig Kehren zu konzentrieren. Außerdem sind die Kehren im oberen Bereich sehr großzügig und bequem zu fahren. Es gibt keine an den Seiten abfallenden Steilhänge, die einem eventuell den Spaß durch plötzlich auftrende Höhenangst vermiesen könnten.
Das Wetter wurde immer ungemütlicher, die Wolkendecke immer undurchdringlicher und oben waberten schon Wolkenfetzen durch die Gipfel. Wir haben es aber tatsächlich noch trocken bis zur Passhöhe geschafft.
Danach mussten wir uns allerdings sputen, um mal wieder in die Regenklamotten zu kommen. Jetzt ging es nur noch nass und neblig voran. Wir bogen nach Bormio ab und warteten dort an einer Tankstelle bis der schlimmste Regen vorüber war. Aufgrund der Wetterlage wurde die Tour etwas verkürzt und so war das nächste Ziel Livigno.