Dieses Thema brennt mir schon seit einigen Wochen unter den Nägeln. Damit werde ich mich wohl auch ziemlich in die Nesseln setzen ... Trotzdem muss das jetzt mal raus. Es geht um das WRWR Ripple Relay Deutschland.
Sisterhood!
Ich möchte erst einmal etwas vorweg schicken: Mir ist es grundsätzlich egal, mit welchem Geschlecht ich zusammenarbeite und ich meine Freizeit verbringe. Da habe ich keinen Fokus drauf, dass ich lieber mit Männern oder Frauen oder wem auch immer an Dingen teilhabe.
Öfter gestaltet sich Zusammenarbeit mit männlichen Menschen etwas schwieriger, da ein Wirken auf Augenhöhe nicht möglich scheint. Was ich beruflich da schon durch hab, geht auf keine Kuhhaut. Damit kann ich umgehen, stellt sich doch meistens raus, dass die Beweislage eindeutig auf meiner Seite ist.
Die schlechten Erfahrungen mit Frauen halten sich zum Glück im Rahmen, waren aber recht heftig mit Mobbing vom Feinsten. So schlimm, dass ich gesundheitlich angeschlagen mir einen neuen Job suchen musste.
In meiner Jugend habe ich in einer Frauen-Tanztruppe meine Sturm- und Drangzeit verbracht - wir hatten den Spaß unseres Lebens! Und ich denke immer noch gerne an unsere "Hupfdohlen"-Zeit zurück. Hier haben wir echte "Sisterhood" gelebt: Leben, lieben, lachen geteilt (manchmal auch den Freund ;-) ), ab und an mal uns die Meinung gesagt, aber niemals grundlos herumgezickt. Wir haben uns gegenseitig aufgezogen und jede hatte ihren Spitznamen weg (ich war die Drölfe ...).
Sisterhood?
Auf Facebook bewege ich mich in diversen Frauen-Gruppen, dort muss man zumindest nicht ständig die Nackfotos von Frauen auf/vor Motorrädern wegscrollen oder mit anderweitig dämlichen Frauen-Memes rechnen.
Anfang diesen Jahres hat mich die Aktion Women Riders World Relay in ihren Bann gezogen. Diese habe ich äußerst gern als Artikel in meinem Blog aufgenommen und bin im April auch eine Strecke mitgefahren. Eine wirklich geniale Idee, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Da die Strecken lediglich durch das westliche Baden-Württemberg und einmal ganz im Norden entlang gingen, sollte ein nationales Event - genannt Ripple Relay - mehr Frauen die Möglichkeit geben, sich an der Aktion zu beteiligen.
So weit so gut. Die Idee gefiel mir enorm. Ein deutschlandweites Event, bei der viele Frauen mitfahren sollten. Denn der WRWR will ja auf etwas aufmerksam machen: Mehr Wahrnehmung der Industrie für die Bedürfnisse motorradfahrender Frauen.
Ein Ambassador für die Deutschland-Tour wurde von der WRWR benannt, die Organisation zu übernehmen. Weil ich auch etwas dazu beitragen wollte, habe ich mich gemeldet, um ein wenig Presse- und Marketingarbeit zu leisten. Im Auftrag eine Facebook-Gruppe aufgesetzt, dazu wollte ich noch eine Webseite erstellen, um es auch attraktiv für Frauen zu machen, die nicht auf Facebook aktiv sind. Natürlich auch, um möglichen Sponsoren eine Plattform zu bieten und die Strecken, Bilder etc. einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Dürfen Frauen Frauen kritisieren?
Kommen wir kurz zurück auf diverse Frauen-Gruppen auf Facebook. Hier herrscht allgemeines "Happy-Go-Lucky" Feeling. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass wir heutzutage bitte immer auf "Sisterhood"-Kuschelkurs zu gehen haben. Hinterfragen nicht erlaubt, Kritik auch nicht.
Allgemein habe ich im Netz die Wahrnehmung, dass Frauen sich gefälligst immer zu jeder Zeit zu unterstützen haben, weil wir eben Frauen sind. Egal, wie grenzwertig Fragen oder Statements sind. Lieber gar nicht antworten oder fragen, sonst gibt's Klassenkloppe ...
Ich bin jetzt mal total verrückt und möchte zum oben erwähnten WRWR Ripple Relay Germany etwas anmerken. Bescheuert - ich weiß ... Man könnte mir auch Stutenbissigkeit, Neid (fragt sich nur worauf) oder Zickigkeit unterstellen :-)
Äh, nein - ich brauchte nur mal wieder ein (provozierendes?) Thema, über das ich schreiben wollte.
Undercover Aktion
Ein Event zu planen, vor allem so eines wie den Ripple Relay, ist keine einfache Aufgabe. Das möchte ich auch gar nicht in Frage stellen. Jede, die sich damit befasst hat, verdient Respekt.
Was ich dazu anmerken möchte:
Das Ziel war, so wie ich es aufgefasst habe
- diese Aktion publik zu machen
- vielen Frauen das Mitfahren für diese Aktion zu ermöglichen
- Aufmerksamkeit in der einschlägigen Motorradindustrie zu erzeugen
Dazu hätte man diverse andere Bloggerinnen mit ins Boot holen können, die alle in die eine oder andere Richtung ihre Kontakte haben.
Die großen Motorrad-Ketten aktivieren, für Ba-Wü hätte sicherlich das NSU-Museum in Neckarsulm gerne die Tore geöffnet. Es hätte unzählige Möglichkeiten gegeben, hier die Motorradindustrie zu erreichen.
Als die Streckenplanung diskutiert wurde, wurden schon erste Zugeständnisse an einzelne Personen gemacht, um diesen die Teilnahme zuzugestehen. Ein dritter geplanter Tag für Ba-Wü wurde deshalb gestrichen. Gut - wenn die Gemeinschaft nix dagegen hat ... wir leben in einer Demokratie
Zumindest für Bayern und Ba-Wü wurden nach persönlichen Interessen die Routen erstellt. Dieses habe ich in einem persönlichen Chat mit der Planerin diskutiert, mit dem Erfolg, dass für mich die ganze Aktion gestorben war. Ich hatte angemerkt, warum man die Etappen am äußersten Rand des Landes durchführt, statt eine Zickzack-Tour zu erstellen. Es sollten doch meines Verständnisses nach, so viel wie möglich Frauen mitmachen können. Dem war nach der Aussage dann doch nicht so. Schade. (Anm.: Die Bayern-Etappe wurde dann auch nur von 2 oder 3 Fahrerinnen absolviert.)
Für mich war das Thema WRWR Ripple Relay Deutschland durch. Ich hätte mich sehr gefreut, die anderen Fahrerinnen vom Haupt-Event wiederzusehen.
"Medial" fand die Vorarbeit im Verborgenen der Gruppe mit etwas über 300 Mitgliedern statt. Ich konnte in den anderen Frauen-Gruppen auch kaum etwas darüber erblicken.
So ist aus diesem Event eher eine private Undercover Mission geworden, wenn ich die Anmeldeliste durchzähle und die wenigen Posts auf FB ansehe. Etappen, die z.T. nur mit 1 oder 2 Fahrerinnen bewältigt wurden. Die stärksten Gruppen gab es in Berlin und Ba-Wü mit rund 10 Fahrerinnen - also einer Anzahl, die jedes WE so oder ähnlich ständig unterwegs sind. Da sind die Abschlussfahrten des "MC Rüttelplatte" mit 20 oder mehr Motorrädern aufsehenerregender (und da stellen die wenigsten Clubs einen Antrag beim Landratsamt ...).
Die Etappen der internationalen Hauptveranstaltung waren mit jeweils rund 20 Teilnehmerinnen richtig gut besucht. So ähnlich bzw. mit noch mehr Teilnehmerinnen hätte ich das für die rein deutsche Version gerechnet.
Schade, dass die Aktion in Deutschland so untergegangen ist.