Anfang des Jahres hatte ich sooo viel tolles geplant: ein Rangiertraining mit Irene Seidler, das Petrolettes-Festival besuchen, genauso wie den Rustic-Racer-Ride bei den Rockerettes.
Außerdem hätte ein längerer Aufenthalt auf dem Ladies@INTERMOT Stand gewunken und zum Abschluss der Besuch der Bike Woman of the Year Gala.
Wie sagte ein weiser Mensch? Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst - mach Pläne!
Tja - und dann kam Corona! Wenigstens konnte ich im Januar und Februar noch die angekündigten Events besuchen....
Januar
Mein Januar war schmerzhaft und bunt: Im Dezember hatte ich schon so eine Idee im Kopf, die jetzt umgesetzt wurde. Das Ergebnis ist so toll geworden! Oder was meint Ihr?
Vielen Dank an Rats Tattoo für die künstlerische und akribische Feinarbeit beim Tätowieren!
Die Motorradwelt Bodensee fand statt, da war Corona noch ein weit entferntes Problem auf irgendeinem Geflügelmarkt in China. Wie immer haben wir viele nette Motorrad-Entusiasten getroffen, uns ausgetauscht und viel Spaß gehabt.
Gemütlich mit der Motorrad-Reporterin Elke Ruthenkolk von Radio7 und Karin Birkel von Good Souls geplauscht. Die Herren vom BVDM e.V. besucht und mich mit Detlef Achterberg von Wunderkind Custom über Custom Parts für meine Indian Scout gequatscht.
Februar
Ach ja, der Februar stand ganz im Zeichen des WRWR - des Women Riders World Relay von 2019. Hier stand die große Abschlussveranstaltung in London an.
Ich hatte mich ins Abenteuer eines Hostels gestürzt: Ein 6er-Zimmer im Frauentrakt, ganz in der Nähe des Veranstaltungsortes - The Bike Shed.
Schlafmaske & Ohrenstöpsel waren Pflicht. Das Wetter war typisch für Themse-Metropole: trüb und Dauerregen. Nach einem Tag Sight Seeing in London war ich klatsch nass und entsprechend habe ich mich nach Rückkehr in Deutschland mit einer Erkältung ins Bett gelegt.
Leider war der Februar für mich auch ein trauriger Monat. Mein Vater ist nach langer Krankheit mit 79 Jahren verstorben.
Am Ende des Monats durfte ich Caro Unterwex kennenlernen. Sie hat auf unserer kleinen Motorradmesse in Schwäbisch Gmünd einen Vortrag über ihre glepante Tour gehalten. Wir konnten auch noch einen interessanten Abend gemeinsam beim Chinamann unseres Vertrauens verbringen. Ach, es ist so schön mit Motorradbegeisterten zu quatschen - auch wenn unser Interesse an Motorradfahren nicht gegensätzlicher sein könnte ....
Langsam kamen schon die ersten Vorboten der Corona-Pandemie auf, es klang alles noch so unwirklich.
Yeah! März - Saisonanfang! Ja, ja spottet nur, ich bin nun mal Saisonkennzeichen-Fahrerin.
Also gleich am 01. März bei kuscheligen 10° C ab auf's die kleine Weiße und die erste Runde genießen. Was für ein Feeling! Dieses Gefühl, wenn Du am Gas drehst und aus dem Dorf rausbeschleunigst, wenn es Dich in den Sattel drückt, die erste Kurve - einfach unbeschreiblich.
Außerdem steht ein Jubiläum an: Mo's Bike Blog wird 5!
Wahnsinn, so lang kommt es mir noch gar nicht vor. Genauso unglaublich, dass 2020 meine achte Motorradsaison sein wird. Da habe ich doch schon das eine oder andere auf der Straße erlebt, fahre mein viertes Motorrad ...
Und: ab Mitte des Monats darf ich aufgrund des Corona-Lockdowns komplett Home im Office arbeiten. Seit dem Zeitpunkt verzichte ich auch freiwillig auf's Motorradfahren. Wer weiß, wie sich die Lage noch entwickelt. In Bayern ist das Motorradfahren zum Spaß völlig verboten zu diesem Zeitpunkt. Schon jetzt rühren sich die ersten, die gleich dagegen sind und aufbegehren.
GARMIN schickt mir zum Test das neue ZUMO XT. Ist natürlich jetzt blöd mit dem Lockdown. Aber ich versuch schon mal das Ding ans Laufen zu bringen ...
April
Tja, der April dümpelt so vor sich hin. Aufgrund des Lockdown verzichten wir erst mal auf's Motorradfahren. Dafür gehen wir oft wandern. Hier müssen wir improvisieren, einkehren ist ja gerade nicht möglich. So wird der Rucksack mit Briegeln, Landjägern und Bier gepackt. Damit das Hopfenkaltgetränk auch tatsächlich kalt bleibt, müssen Coolpacks die Flaschen kühlen. Wandern ohne Bier? Näääää.
Ich darf nur noch fünf Stunden am Tag arbeiten - was ja nicht das Schlechteste ist ;-) Doch mit dem Verzicht auf's Motorradfahren bleibt mir nur die Terrasse und die bekannten Wege, um mich fit zu halten. Bei dem guten Wetter macht das aber richtig Spaß.
Normalerweise wären wir, wie immer, um den 15. herum in den Schwarzwald gefahren. Doch Corona verhagelt uns das Vergnügen. Nun gut, es werden auch wieder bessere Zeiten kommen.
Gegen Ende des Monats wagen wir uns dann doch langsam wieder auf zwei Rädern in die Welt. Chilaili bekommt vorne einen neuen Metzeler Marathon Ultra 888. Im Zweiradwerk Felix Barth erhält Trude ihren jährlichen Kundendienst und ebenfalls einen neuen Metzeler Vorderreifen.
Mai
Nach fast 14 Wochen im Home Office und unzählige ZOOM-Meetings später, darf ich endlich ein paar Mal in der Woche wieder ins Büro fahren. Wer hätte gedacht, dass man sich noch mehr als sonst auf die morgendliche Ausfahrt ins Büro freuen würde?
Wir bekommen lieben Besuch aus meiner alten Heimat im Sauerland: Mein ehemaliger Chef, Frank, kommt mit seiner Harley vorbeigeblubbert. Wahnsinn, mit über 70 ist er immer noch in ganz Europa unterwegs. Von St. Petersburg bis Sardinien und bei jeder Witterung sitz Frank auf dem Bock. Respekt!
Die Corona Regeln werden etwas gelockert, so dass Ausfahrten wieder mit einer Einkehr verbunden werden können. Durch die Durststrecke der vergangenen Wochen entsteht die Initiative We Want to break free. Aus der Taufe gehoben wurde sie von xlog: Ein kleine Gruppe Motorradenthusiasten trifft sich in Neuburg an der Donau bei bestem Wetter unter freiem Himmel, um diese Idee weiter zu spinnen.
Der Bundesrat stimmt für eine "Reduzierung von Motorradlärm" und auch für Sonntagsfahrverbote für Motorradfahrer. Ein riesiger Sturm der Entrüstung macht sich durch die sozialen Medien breit, es werden Gegeninitiativen gegründet, Motorraddemos initiiert.
Juni
Eigentlich gehört das ja noch in den Mai ... ABER ... Wir ergreifen am 31. Mai die erstbeste Möglichkeit der Corona-Lockerungen, in den Schwarzwald zu fahren. Hotels haben wieder geöffnet und dürfen Gäste begrüßen. ENDLICH wieder die Hühner gesattelt und in unser Stammhotel Jägerhaus nach St. Peter gecruised.
Herrliche vier Tage bei allerbestem Motorradwetter entschädigen für die letzten Wochen der Entbehrung. Unsere Runden habe ich als GPX-Datei unten angehängt. Obwohl wir ja doch schon häufig im Schwarzwald Kurzurlaub machen, ergeben sich immer wieder tolle neue Strecken. Dank Calimoto muss man sich auch nicht großartigen den Kopf zerbrechen wegen der Strecken.
Aufgrund der grassierenden Diskussionen um Motorradfahrverbote und für mich vollkommen sinnbefreite Zusammenrottung von Motorradfahrern für Motorraddemos, habe ich mich entschlossen, dem BVDM e.V. beizutreten. Ich bin der Meinung, dass man die geplanten Fahrverbote besser auf Augenhöhe mit den ensprechenden Stellen diskutiert. Einen auf Krawall-Macho zu machen bewirkt meist nur das Gegenteil.
Juli
Endlich Urlaub - und wir haben (im Nachhinein betrachtet) die beste Zeit in diesem Coronawahnsinn erwischt, um unseren üblichen Motorradurlaub zu machen.
Wir sind planen ja nichts großartig vor und folgen dem Wetter. So ging es über's Donautal wieder in unser Schwarzwald-Domizil nach St. Peter. Endlich konnte ich Schatzi dazu bringen, eine Tour in die Vogesen zu machen. Er hat ein paar Resentiments gegenüber unserer netten französischer Nachbarn. Die konnten wir ausräumen.
Dem Wetter nach haben wir uns für die Deutsche Alpenstraße für die weitere Tour in zwei Etappen entschieden. Das werde ich noch ausführlich bei den Touren berichten.
Über die Rossfeld Panoramastraße ging es weiter nach Süden Richtung Kärnten. Den Sölkpass haben wir auf der Tour dorthin auch gleich mitgenommen, eine frisch geteerte Straße inoffizielle eröffnet und einen wunderschönen Gasthof mit tollen Wirtsleuten gefunden. Dieser sollte für die nächsten Tage uns ein Heim sein. Inklusive Käferfahren :-)
Eigentlich wollten wir noch nach Slowenien, da hat uns das Wetter aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. So sind wir über eine Zwischenstop am Chiemsee erst mal wieder ins Ländle zurück gefahren.
Was macht man mit so einem angebrochenen Urlaub? Richtig! Losfahren. Wäsche waschen, Mopped putzen und die Hühner durften erst einmal in die Fränkische Schweiz, bevor wir zwei Tage später ins Landhotel Neuhof im Bayerischen Wald aufgebrochen sind. Eine schöne Tour wieder um den Moldaustausee mit Besuch des Moldauturms. Sch... auf meine Höhenangst - irgendwie bin ich da rauf gekommen.
Tja - und Zack sind 3,5 Wochen Urlaub auch schon wieder rum. Wir hatten so ein Glück mit den Coronamaßnahmen im Juli. In Österreich war keine Maskenpflicht mehr, alle Gasthöfe und Hotels hatten geöffnet. Ab August wurde es wieder strenger.
August
Jeder Urlaub geht leider irgendwann mal zuende. So darf ich nach 3,5 Wochen wieder teilweise ins Büro. Kurzarbeit lässt mich die Möglichkeit ergreifen, mitten in der Woche, begünstigt durch meine senile Bettflucht, zum Sonnenaufgang auf den Hohenstaufen, besser gesagt Aasrücken, zu fahren.
Außerdem wollte ich schon immer mal zum Mittelpunkt Bayerns fahren - natürlich hat uns dort mal wieder Regen erwischt ... Schatzi hat sich mächtig gefreut ;-)
Ansonsten ist der August recht ruhig gewesen. Darf ja auch mal sein ...
September
Der September startet wieder mit Kurzarbeit. Das gute Wetter lässt mich noch ein paar schöne Tages-Touren fahren.
So habe ich mir einen Teil der 350 km langen Straße der Staufer vorgenommen (Strecke als Straße der Staufer GPX-File). Geplant waren 290 km, aber da ich so oft angehalten habe zum Fotografieren und schauen, sind aus der Strecke "nur" 250 Kilometer geworden. Hetzt mich ja niemand.
Da die Corona-Regeln und das Wetter es zulassen, habe ich mich noch spontan zur Prämiere von Der wilde Süden rockt angemeldet. Ein reines Frauen-Motorradtreffen im südlichen Schwarzwald. Beste Entscheidung!
Eisenhaufen fahrende Frauen auf einem Haufen - viel Spaß und tolle Touren im äußersten Süden garantiert. Für die nächste Veranstaltung bin ich schon wieder gemeldet. Ich freu mich jetzt schon wie Bolle, neue und alte Freundinnen dort zu treffen!
Dieses tolle Treffen hat mich dazu inspiriert, einen reine Ostalb-Eisenhaufen-Frauen-Motorrad-Stammtisch auf Facebook zu gründen. Im Oktober sollten wir uns dann auch glücklicherweise vor dem Lock Down persönlich kennenlernen.
Oktober
In diesem Monat vollende ich mal wieder eine Dekade meines Lebens. Vor der Zahl Fünf hatte ich irgendwie ein wenig Panik. Als Frau bist Du mit Fuffzich nicht mehr jung, nicht mehr "mittendrin" und auch nicht alt. Das ist so ein komisches Alter - obwohl ich mich geistig wie körperlich noch so fühle wie mit höchstens Mitte Dreißig, erklärt Dir Dein Personalausweis und Dein Spiegelbild, dass dem nicht mehr so ist.
Aber Sch ... drauf - meinem Motorrad ist mein Alter egal, meinem Mann auch. So what?
Wir machen an meinem Geburtstag eine schöne Tour zum Altmühlsee. Ich liebe diesen See einfach. Dort war ich schließlich fünf Jahre heimisch und ich komme immer wieder gerne ins Mittelfränkische.
Ich nutze so weit es geht meine Home Office Situation, um früh anzufangen, damit ich früh Feierabend habe. So kann ich noch ein paar schöne Runden um's Milchkännchen machen.
Der erste Ladies Chopper Stammtisch findet im realen Leben statt! Zehn Frauen mit Chopper/Cruisern haben sich getroffen, einige sind sogar auf zwei Reifen gekommen (ich natürlich auch) .... Schade, dass uns Corona einen Strich durch die geplanten Treffen in den kommenden Monaten machen sollte.
Endlich ergibt sich die Gelegenheit, mit der Alex und ihrer Fatbob eine Tour zu drehen. Sie wohnt im Nachbardorf und wir haben uns via Facebook und natürlich auf dem Frauenstammtisch kennen gelernt. Auf jeden Fall wiederholungswürdig!
Gegen Saisonende mache ich auf Chilaili die 50.000 Kilometer voll. Wie schnell auch hier die Zeit vergangen ist ...
Ach ja! Das kann ich nicht unerwähnt lassen: Ich habe mich zur Mitgliedschaft bei der WIMA entschlossen. Die WIMA ist die Women's International Motorcycle Assiciation. Diese Vereinigung motorradfahrender Frauen gibt es bereits seit 70 Jahren!
November
In meiner motorradfreien Zeit komme ich immer auf komische Ideen. Dieses Jahr war es die Idee, dass ich doch gerne noch was Hubraumstärkeres im klassischen Chopperdesign haben möchte. Also etwas mit mehr als 1.000 ccm, Räder mit 19" und schmal vorne und 16" hinten. Mir fehlt manchmal einfach der Bums von unten raus bei Chilaili.
So dachte ich, ich schau mal bei unserem hiesigen Harley Händler vorbei. Die Geschichte nahm kein gutes Ende - für den Händler. Wer mich mit "Mädle" dumm von der Seite anquatscht, der verkauft mir kein Motorrad.
Dem Gesetz der Anziehung folgend, fand ich am selben Abend noch eine 1400er Intruder auf mobile.de, die zu 90% meinen Vorstellungen entsprach. Tja, Termin vereinbart, hingefahren, angeschaut, verliebt, gekauft und eine Woche später das gute Stück auf dem Hänger abgeholt. Getauft habe ich sie Morticia, da an ihr Elemente zu finden sind (vom Vorbesitzer), der die Richtung des Customizings vorgibt.
Der November war wie November eben so sind.
Dezember
Der sechste Motorrad-Rückblick ist vollendet. Ich hoffe, Ihr habt's bis hier her geschafft ;-)
Das Jahr in Zahlen:
13.000 Kilometer auf zwei Motorrädern durch Europa - coronabedingte 1.000 Kilometer weniger als 2019
1 neues (altes) Motorrad
2 neue Vorderreifen - Metzeler Marathon Ultra 888 (WW)
1 neuer Hinterreifen - Metzeler Marathon Ultra 888 (WW)
2 Kundendienste
1 TÜV
1x WRWR Abschlussparty in London
2x Schwarzwald
1x Bayerischer / Böhmer Wald
5 Länder - DE, CZ, AT, FR, CH
10 Tage am Stück unterwegs
Ladies Chopper Stammtisch gegründet
Ganz viele tolle Menschen getroffen, viel Spaß gehabt, neue Erkenntnisse gewonnen.
Vielen Dank, dass Ihr dabei wart!
Ausblick 2021
Damit wären wir wieder am Anfang meines Rückblicks:
Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst: Mach Pläne!
In diesem Sinne plane ich dieses Jahr nichts für 2021 und freue mich einfach auf die Dinge, die da kommen werden!
Doch eines ist auf jeden Fall geplant: Die Bikerinnen Portraits werden wiederbelebt.
Es gilt immer noch:
Ich werde keine 500 Bilder knipsen, um ein internettaugliches zu haben. Ich bin wie ich bin - nicht mehr ganz jung und noch nicht alt - motorradverrückt und mit Hang zu Helmet Hair. Wenn ich mal kein Foto mache, liegt's wohl daran, dass mir das Motorradfahren wichtiger war.
Ich hoffe, mein Blog macht Frauen Mut, auf einen Eisenhauf zu steigen, sich so zu zeigen wie sie sind und nicht beirren zu lassen - egal, was andere sagen.
Wir sehen uns nächstes Jahr - hoffentlich gesund und in alter Frische!