Ja, ich gebe es zu: Ich bin fremdgegangen. Und das auch noch im Beisein meines Mannes und er fand das auch noch gut. Das ist eine wahrlich schlimme Geschichte. Aber beginnen wir doch ganz am Anfang.
Ab und zu mache ich dann doch mal bei Gewinnspielen mit. Das Harley Marketing ist wirklich unschlagbar emotional, und so habe ich mich dazu hinreißen lassen. In diesem Jahr gibt es eine USA Reise Plus Custom Bike zu gewinnen. Wer will das nicht? Der einzige "Haken": Man muss an einer Probefahrt teilnehmen. Naja, das ist ja gar nicht soooo schlimm. Also mal das "Mitmachformular" ausgefüllt und den nächsten Harley-Händler in Stuttgart angegeben. Eine Bestätigungsmail kam und dann hatte ich auch schon wieder Gewinnspiel-Alzheimer und das Ganze vergessen.
Termin zur Probefahrt - Hä? Probefahrt?
Nach zwei Tagen kam Abends ein Anruf vom besagten Harley Händler in Suttgart, um eine Probefahrt zu vereinbaren. Öhhm ja ... Was? Ach ja - ich hatte an dem Gewinnspiel teilgenommen! Mensch Mo! Also den Termin für einen Samstag Vormittag (Fahrt mit einer Harley Forty Eight) ausgemacht. Unter 1000 cm³ läuft ja bei mir nix mehr und die Forty Eight hat erquickliche 1200 cm³ mit 67 PS und 98 Nm. Eigentlich wollten wir mit Susi und Trude nach Stuttgart düsen, aber das Wetter hat am frühen Morgen nicht mitgemacht und wir sind mit dem Auto rüber.
Auf nach Suttgart zum Harley Händler
Wir waren eine halbe Stunde zu früh dran. Macht nix, schon mal den Papierkram erledigen: Führerschein, Personalausweis und Probefahrt-Vereinbarungs-Versicherungsschrieb unterschreiben. Währenddessen klarte das Wetter auf, es wurde immer sonniger und wärmer - prima. Leider hat der Probefahrer vor mir etwas länger gebraucht und so haben wir uns im Harley Laden ausgiebig umschauen können / dürfen. Die Ladies-Abteilung ist sehr "lady" - viel Pastelltöne und rosa *örgs* Rosa Biker-Stiefel waren da ganz normal ;-). Qualitativ sehr hochwertige Materialien, keine Frage.
Los geht's - auf die Straße mit Gebrüll
Nun gut, schlussendlich kam dann auch der Probefahrer eingetrudelt und ich habe mich dann mal fertig gemacht. Schatzi hat vergessen, Fotos zu machen, aber macht nix. Ich war schon ein bißchen aufgeregt. Schließlich ist es immer etwas komisch, wenn man auf ein anderes Bike steigt. Vom Sitzkomfort konnte ich nicht meckern - ja, ich weiß, bei meiner Susi ist "Sitzbank" im wahrsten Sinne des Wortes auch bretthart wie Omas Küchenbank. Meine Beine haben gut auf die vorverlegten Fußrasten gepasst, die Sitzhöhe ist für meine Haxen sehr angenehm und der schmale Lenker mit den "zierlichen" Griffen waren ungewohnt ;-) Sie lässt einen ihr Gewicht von knapp 260 kg überhaupt nicht spüren. Schwupps ist das Motorrad zwischen den Beinen aufgestellt und lässt sich wunderbar balancieren.
Genauso ungewohnt die Blinkerei - statt nur mit dem linken Daumen zu schieben oder zu ziehen, gibt's Kipphebel auf jeder Seite. Dazu einen Sensor, der Schräglage erkennt und später die Blinker auch wieder selbstständig ausschaltet. Ich bin dann mal los. Vorher hatte ich mir eine Strecke bei Onkel Google zeigen lassen, weil ich total ortsfremd bin in Stuttgart.
Kein Schüttel-Shake
So ein Fahrgefühl war ich gar nicht gewohnt: Nix rüttelt und nix schüttelt - fahren wie in einer Sänfte. Und die Bremsen: die bremsen tatsächlich. Susis Verzögerungshilfen sind doch eher was für's beherzte Hineingreifen, da blockiert mal nix. Angenehm auch die wunderbare direkte Gasannahme, auch das bin ich nicht so wirklich gewohnt. Die Spiegel unterhalb vom Lenker sind anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, sind aber dann super gut einzusehen und vibrieren nicht.
Mein Weg führte mich zum Schloss Solitude hinauf. Eine hübsche kurvige Strecke bei der ich dann auch gleich die Fußrasten habe schleifen lassen. Durch das kleine Vorderrad und den kurzen Radstand von gerade mal 153 cm fällt die Forty Eight nur so in die Kurve. Total ungewohnt für mich, da ich bei Susi doch häufig nachhelfen muss. Mit der Forty Eight sind schnellere Kurvengeschwindigkeiten drin, als ich es bisher kenne und das war ein riesen Spaß!
Schnellstraße war mit auf der Strecke und da macht es richtig Spaß am Kabel zu drehen. Schwupps - 100 km/h (mehr ging leider nicht, blöde StvO). Das Fünfgang-Getriebe flutsch super gut. Nur der Lärm ist mir noch zu leise. Da gibt's besseren Sound von Harley.
Nach einer guten dreiviertel Stunde fuhr ich mit einem breiten Grinsen wieder beim Harley Händler vor. Klar, dass nun der Harley-Verkäufer sein Bestes gegeben hat. Da konnte ich ihm derzeit keine positive Antwort geben. Das Geld will ja auch verdient sein ...
Was ich nicht ganz so dolle finde, ist der fette Luffi. Den hat frau ständig am rechten Knie. Ein größerer Tank wäre wünschenswert und ein anderer Lenker. Aber alles in allem könnte ich mir die Forty Eight als Nachfolger von Susi ganz gut vorstellen. Trotzdem werde ich noch die Indian Scout mal probefahren. Und Susi bleibt natürlich noch ganz lange bei mir :-)
Vielleicht gewinne ich ja auch die USA-Reise und die Custom-Forty Eight ;-)