Aber am gespanntesten war ich auf die vielgepriesene Bobber: 1200 ccm auf Drehmoment ausgelegt, Solositzer, Starr-Rahmenoptik. Endlich war ich an der Reihe! ... Und hatte gleich nach dem Platznehmen einen Krampf in der Hüftbeuge aufgrund des blöden Kniewinkels. Meine Lederhose krumpelte sich in jener Beuge zu einem Wulst, was äußerst unangenehm war. Ich kam mir vor, als würde ich auf einem zu niedrigen Stuhl hocken, die Knie an den Ohren und von "bequem" Meilen entfernt. Mit einer Sitzhöhe von 69 cm ist sie 5 cm höher als meine Scout. Also auch immer noch gut geeignet für kleine Menschen, die sitzen dann sicherlich auch bequemer bei der Fußrastenposition ....
Wenn ich an mir runterschaute, hatte ich das Gefühl, es fehlt mir was (nee, kein P-Neid ...). Der kleine 9,1 Liter Tank erschien mir winzig. Man hat gar keine Möglichkeit, die Beine an den selbigen zu bekommen und sitzt immer mit gespreizten Beinen da. Wie fühlt sich ein Mensch mit über 1,80 m auf dem Motorrad? In einem Testbericht las ich von einer "fahrdynamischen Haltung". Kam mir nicht so vor. Ich möchte hier die Bobber sicherlich nicht schlecht reden, Ernie Troelf und edigixxer beispielsweise waren begeistert. Doch kam bei mir auf den gefahrenen Kilometern die von der Fach-Presse verbreitete Begeisterung nicht auf. Ich frage mich, wie man mit der Apehanger-Version unterwegs ist ....
Die Fußrasten gehören für mein Fahrgefühl mindestens 10 - 15 cm weiter nach vorne - da müssen Aftermarket-Anbieter unbedingt etwas zaubern. Triumph wird wohl keine vorverlegten Fußrastenanlage als Originalzubehör anbieten. Beim Anhalten kommt man immer mit dem Schienbein an die Fußrasten, weil sie eben genau da angebracht sind, wo man die Füße abstellt. Das Fahrwerk ist, wie andere Tester es beschreiben, straff abgestimmt und gibt gleich Rückmeldung vom Straßenzustand. Kann man so sagen, aber sie ist einfach genauso tauglich für die schlechten Kreisstraßen mit Flickenbelag, wie meine alte Susi. Da liftet es den Popo auch schon mal aus dem hübschen Solositz. Vielleicht liegt's aber auch einfach an meinem Gewicht und es ist wie alle Motorrad-Fahrwerke auf Fahrer mit mindestens 75 kg abgestimmt.
Der Motor ist sehr samtig und schnurrt vor sich hin, Drehmoment ist klasse. Da gibt's nix zu meckern. Mir ist die Gasannahme allerdings etwas zu direkt, der Lärm ist mir zu leise ;-) Mit einem Radstand von 1,51 m ist sie 5 cm kürzer als meine Scout und entsprechend vom Handling noch ein Ticker angenehmer. Allerdings mit einem 19 Zoll Vorderrad will es fahrphysikalisch lieber geradeaus. Gewichtstechnisch fehlt der Bobber auch noch etwas zu meiner Scout, was sicherlich dem kleinen Tank gedankt ist.
Optisch ist sie wirklich gelungen, auch die hübschen Edelstahltüten gefallen mir gut. Es gibt leichte Abzüge in der B-Note. Ich mag keine hochgestellten Lenkerenden-Spiegel und der Seitenständer sieht aus, als hätte der Designer keinen Bock mehr gehabt. Dabei ist die Bobber bis auf dieses kleine Teil voll durchgestyled .... Oder der Ingenieur hat gesagt, dass es diesen Seitenständer noch unzählig auf Lager gibt und das Zeug muss weg. Für das klassische Design hätte ich mir auch eine andere Lenkerfarbe gewünscht. Statt matt Alu ein freundliches schwarz, wie die Fender sind.
Schlusspunkt zum Triumph-Bobber: Ich persönlich würde mir das Motorrad nicht kaufen. Wäre das eine Probefahrt beim Händler gewesen, hätte ich ein Verkaufsgespräch dankend abgelehnt. Meine Anforderungen an Sitzposition (also Bequemlichkeit und Fahrdynamik), Fahrgefühl und Alltagstauglichkeit sind da vollkommen anders. Als Poserbike, um ein paar Kilometer zur Eisdiele und zurück zu fahren, sicherlich nett. Da reicht auch der kleine Tank. Allerdings dürfen auf die Maschine auch keine Menschen, die von Natur aus etwas mehr Masse mitbringen: bei 121 kg ist die zulässige Zuladung beendet.