Was macht Frau an regnerischen Wintertagen? Richtig! Sich weiterbilden. Logischerweise mit typischen Themen wie "Schrauben für Frauen". Diesen Lehrgang hatte ich bereits im November gebucht und bin gleich auf den Ausweichtermin gelegt worden, weil diese Kurse heiß begehrt sind.
Benzingespräche vor der Kaffeemaschine
Also gut - am Sonntag um kurz vor 13 Uhr in Gmünd ins Auto gestiegen und um kurz vor 14 Uhr in der Werkstatt von L&L in Stuttgart eingetroffen. Der freundliche Mechaniker hat uns schon begrüßt, Namen abgehakt und dann war erst einmal ein allgemeiner Austausch - wer fährt was und seit wann und warum - vor der Kaffeemaschine in der Werkstatt. Um diese Jahreszeit sind Schrauberwerkstätten nicht gerade eine Wellness-Oase: Es war zwar ein wenig eingeheizt, doch waren lange Unterhose und Zwiebeltechnik angesagt.
Nach einer offiziellen Vorstellungsrunde ging's gleich an die schlüpfrigen Dinge: Motoröl und was die Nummern auf den Dosen zu bedeuten haben. Und weil die Theorie grau ist, durfte der selbstgemachte Ölwechsel gleich im Anschluss erledigt werden:
Mehrere Wege führen nach Rom und so haben wir einmal die sanfte Methode mit eigens für Ölfilter vorgesehenem Werkzeug kennengelernt und die Variante "Hauruck-das-Ding-muss-ab" mit Schraubendreher und Hammer. Letztere ist gut zum Aggressionsabbau geeignet. Geprobt wurde das alles an der ER6n von L&L - das Kundenersatzfahrzeug.
Wo Frau allerdings mit der alten schmierigen Pampe hin sollte, fehlte. Da es in unserem speziellen Fall frisches Öl war (wurde ja erst gestern von den vorherigen Lehrgangsteilnehmerinnen gewechselt), wurde es gleich wieder aus der Ölauffangwanne ins Motorrad geleert. Wie man hinterher, wenn man den Ölwechsel allein durchgeführt hat, den Ölstand am Motorrad abliest, war interessant und wissenswert. Bis hier hin war es mittlerweile 16 Uhr geworden. Eine Pause zum Kaffeetrinken und für die Raucher wurde eingelegt, dazu gab's noch Butter-Breze.
Ran ans Gummi mit Kettenpflicht
Anschließend kam das Thema Reifen zur Anwendung: Was steht drauf, wozu braucht man die Angaben etc. dazu der Ein- und Ausbau und was zu beachten ist, gehörten zum Praxisprogramm. Damit verbunden logischerweise alles rund um die Kette: Spannen, fetten, tauschen, Ritzel vorne und hinten.
Lang und kalt
Da verließen sie mich allerdings. Als Riemenfahrerin hat mich dieses Thema so überhaupt gar gar nicht interessiert - es war mal interessant zu sehen, aber nicht so ausführlich. Die wenigen Abhandlungen zum Thema Reifenwechsel und Riemen waren eher negativ belegt (kam zumindest bei mir so an), Kardan und Reifenwechsel war auch eher spärlich. Nun gut, die meisten fahren Kette. Letztlich hat man sich rund 2 Stunden am Reifenwechsel nebst Kettengedöns aufgehalten. Folgerichtig war es jetzt schon fast 18 Uhr, ein vierstündiger Aufentalt in einer kalten Werkstatt lag hinter uns. Nicht nur ich war leicht angenervt: Reifenwechsel schön und gut - aber wer macht das schon wirklich selbst, war der Tenor unter einigen Teilnehmerinnen. Ernsthaft: wenn ich mein Motorrad zum Kundendienst gebe, werden meistens auch die Reifen gewechselt. Ist mir lieber, weil das ein Fachmann macht, der das mit schlafwandlerischer Sicherheit erledigt. Mit meinem Riemenantrieb habe ich zudem noch ganz andere Probleme.
Ich bin nicht die einzige gewesen, die nach vier Stunden die Biege gemacht hat. Es war dunkel, kalt und eine einstündige Autofahrt lag noch vor mir. Einige Teilnhemerinnen sind sogar aus Konstanz und Karlsruhe angereist. Außerdem hatte ich Hunger - Hunger macht bekanntlich böse ;-) . Wie lange der Kurs schlussendlich ging, weiß ich nicht. Der Samstagskurs war angeblich bis 21 Uhr ....
Null-Nummer
Für mich war der Lehrgang eine Null-Nummer - damit war ich nicht allein. Ich habe zu meiner Hundeschulzeit so manches Seminar - hauptsächlich Outdoor - organisiert und selbst gehalten, weiß was es heißt, Menschen bei Kälte auf einem Interessenniveau zu halten, dass sich Gruppen nicht aus Langeweile abspalten. Hautpberuflich bin ich in der Event- und Messeorganisation auch dabei ... Da gibt es für L&L noch Luft nach oben.
Verbesserungsvorschläge:
- Do-it-your-self Öl- und Radwechsel weglassen und in einem gesonderten Kurs anbieten. Dabei die diversen Antriebsarten nicht vergessen. Oder gleich für die verschiedenen Antriebsarten das Thema anbieten.
- Die "wichtigen" Dinge direkt behandeln:
Birne wechseln,
Elektrik allgemein - Sicherungen
Batterie ausbauen / einbauen (welcher Pol wird zuerst angeschlossen ...), laden, welche Batteriearten gibt's (Gel, ...) - Motorrad winterfit machen
- (Vorder)Bremse entlüften / Flüssigkeit wechseln
- Kühlerflüssigkeit
So ein Kurs sollte allerhöchsten vier Stunden beanspruchen oder bei längerer Dauer am Vormittag anfangen. Die Anfangszeit von 14 Uhr ist schon recht spät für ein Programm diesen Ausmaßes.
Weniger Teilnehmer - wir waren rund 15 Teilnehmerinnen. Es herrschte immer großes Gedränge um die kleine Maschine. Einige konnten gar nichts sehen. Da zahle ich lieber mehr für einen Kurs mit höchstens 6 Interessierten.
Warmes Essen bei der Kälte: Einen Topf mit Brühe auf einer Herdplatte und Maultaschen kostet genauso viel wie Butterbrezen. Auch hier wieder: Ich zahle lieber mehr ...
Ich fand es schade und zwischendurch habe ich mir gewünscht, auf meiner warmen Couch zu liegen.