Garmin ZUMO XT

Jetzt kommen wir zum Garmin ZUMO XT, ganz nigelnagel neu auf dem Markt und der Nachfolger des 595, das, wie Anfangs erwähnt, auf unserer Liste stand.

Garmin hat mir freundlicherweise von sich aus eines zur Verfügung gestellt. So ein teures Navi hat sicherlich viele Features, die mein Handy nicht kann, dachte ich mir. 499,- € ruft Garmin dafür im Shop auf.

Doch angesichts von Corona war im März und April wenig an Testfahrt zu denken. Also konnte ich mich ausgiebig mit den technischen Grundlagen dieses Geräts beschäftigen.

Nichts für digitale DAUs (Dümmste anzunehmende User)

Beim Start muss man sich in sein WLAN-Netzwerk einloggen, ein Userkonto bei GARMIN anlegen, das Headset (Sena) und sein Handy verbinden. Dann auf das Handy die GARMIN Drive App laden, denn sonst funktioniert das ZUMO XT nicht mit all seinen Features.

Hier kam bei mir schon ein leichter Hauch von Zweifel auf. Ich brauche das Handy, um alle Funktionen auf dem Navi zu nutzen?

Der Anbau ans Motorrad geht mit der mitgelieferten Halterung sehr zügig. Doch auch hier muss ich die Stromzufuhr mit meiner USB-Buchse bewältigen = Regenfahrten ohne Strom.

Das Display ist wirklich super hell. Ohne direkten Stromanschluss schlatet es allerdings nach einer gewissen Zeit in den Sparmodus und verdunkelt sich. Kann man zwar manuell ändern, doch dann ist die Akkuaufzeit natürlich um einiges geringer.

ZUMO XT Rundtour planen

Das Planen einer Rundtour, was mit Calimoto ein Kinderspiel ist, steckt beim ZUMO XT nicht in den Kinderschuhen, es krabbelt gerade mal:

Man kann wählen zwischen Streckenlänge ODER Fahrtdauer ODER mit 1 Zielpunkt.

Weder die Wahl der Himmelsrichtung noch weitere Via-Punkte sind auf der Strecke möglich. Sobald man auf der Rundstrecke mit einem Zielpunkt einen weiteren VIA-Punkt hinzufügen möchte, wird die Strecke verworfen und man muss eine "normale" Routenplanung beginnen.

Was die Wahl der Fahrtdauer für eine Rundtour bezwecken soll, hat sich mir überhaupt nicht erschlossen.

Alles in allem ist die Rundtour-Funktion, wenn man Calimoto gewohnt ist, eher ein "Me-too", um es auch anzubieten. Für mich ein klares Manko.

ZUMO XT Tour planen

Das Planen einer Tour, so wie ich es mit meinem Handy gewohnt bin, ist recht mühselig mit dem ZUMO XT. Gut, Adresse eingeben und los ist die leichteste Übung.

Will man aber, wie mit dem Handy, durch Verschieben der Karte und "touch" einen Punkt setzen, wird das zur Geduldsprobe. Beim einzoomen stellt sich der Zoom plötzlich wieder zurück, so dass man oft mit Reinzoomen beschäftigt ist.

Die Karte baut sich für meinen Geschmack recht langsam auf. Da hätte man doch etwas mehr Rechenleistung verbauen können. Für knapp 500 Teuros erwarte ich einfach mehr.

Also die Planung am Gerät selbst ist bei mir auch schon mal durchgefallen. Das Produktmanagement bei GARMIN meinte dazu:

Der Tourenplaner auf dem Gerät ist tatsächlich mehr als Extra für den Fall der Fälle gedacht. Für eine Tourenplanung empfiehlt sich die Verwendung entsprechender Anwendungen am PC, wie Basecamp, Explore, kurviger.de und andere. Die so erstellten Touren können dann einfach als GPX-Datei ans ZUMO XT übertragen und genutzt werden. Danke dennoch wir dein Feedback zur Anwendung: an diesen und anderen wird bereits gearbeitet und zu einer verbesserten Version beitragen.

WTF? Ich habe im Urlaub keinen Laptop dabei. Und fünf Monate im Voraus plane ich meine Touren sicher nicht ...

Zudem muss ich mir entweder Bascamp auf meinem Rechner installieren oder ich nutze einen Cloud-Dienst wie Calimoto. Welchen Sinn macht das?

ZUMO XT "Features"

Kommen wir zu weiteren "Features" des Garmin ZUMO XT:

Es zeigt mir Campingplätze in der Nähe meines Wunschziels an. Mh, ich campe nicht.

Es hat Tripadvisor on Board. Nutzt das jemand? Ich habe die Booking.com App auf meinem Smartphone und buche darüber unterwegs die Pensionen und Hotels.

Es hat Foursquare on Board. Nutzt das jemand? Mit Google-Maps finde ich auch Restaurants, Hotels etc.

Dann das "Eagle-Eye": Damit kann man sich ein Stückchen Satellitenbild von Google offline abspeichern. Wozu?

Es hat also Dinge on Board, die beim Androiden sowieso schon von Onkel Google abgedeckt werden.

Die Sache mit dem Verkehr

Die anfangs erwähnte Verbindung mit dem Handy braucht man, damit man Verkehrsdaten live auf's Navi bekommt. Hilft aber nichts, da trotzdem Routen durch gesperrte Straßenabschnitte geplant werden. Also muss ich manuell nachhelfen. Macht für mich keinen Sinnn, dann eine Verbindung mit Live-Verkehrsdaten zu haben.

Hello? Can you hear me?

Mein Sena S20 Evo hat sich brav mit meinem Mobiltelefon via Bluetooth verbunden, ebenso nun mit dem ZUMO XT. Schalte ich mein Sena ein, erzählt es mir, dass es sich verbunden hat.

Tja, leider tut es das mit dem Garmin nicht. Mal geht's und mal nicht. Ich habe eine geschlagene Stunde damit verbracht, jegliches Anschalte-Szenario durchzuspielen:

Garmin an, Sena an, Handy Bluetooth an
Garmin aus, Sena an, Garmin an, Handy an
Handy aus, Sena aus, Garmin an, Handy an, Sena an
......

Es hat sich immer nur zufällig verbunden. Als Antwort auf diese Frage bekam ich vom Produktmanagement mitgeteilt, dass ich mich an den Support wenden soll. Ihre Verbindung mit dem Sena S20 Evo hat einwandfrei funktioniert.

Regenradar

Auch das Regenradar funktioniert nur, wenn es mit dem Smartphone gekoppelt ist. Aber das Wetter habe ich doch auch schon auf dem Handy, warum muss ich's dann noch mal auf dem Navi haben? Unterwegs sehe ich doch, wo die dunklen Wolken sind, dann halte ich kurz an und entscheide / plane um ...

Telefonieren, Musikhören, Push-Nachrichten, SOS

Alles das kann man auf dem Navi empfangen, wenn man es mit dem Handy verbindet. Mit dem Handy kann ich doch telefonieren und Musik hören. Und warum, in Gottesnamen, muss ich WhatsApp etc. Nachrichten auf meinem Navidisplay sehen wollen? Das lenkt doch ab! (Man kann diese Funktion abstellen ...)

Wo ist nun der große Vorteil eines Motorrad-Navigationssystems?

Ich sehe nur einen: Es ist witterungsbeständiger (besonders, wenn man es ans Bordnetz anschließt und ein Windshield hat) als mein IP67 Handy. Das ZUMO XT hat IP X7.

Wenn ich für alle "Zusatzfeatures" entweder einen PC oder ein Smartphone brauche, die Software nicht an die gängigen Motorrad-Navi-Apps herankommen, dann sind 499,- € in meinen Augen für ein Gerät, zusätzlich zum Handy, einfach zu viel.

Wer irgendwo weite Touren durch die Welt plant, abseits jeglicher befestigter Straßen, ist sicherlich mit so einem Gerät besser bedient, als nur mit einem Handy.

Dem Durchschnittsmotorradfahrer reicht m.E. ein gutes IP67 Smartphone samt Halterung, mit einer Motorrad-Navi-App.

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